Krea­tive kämpfen gegen Gratis­kultur – CLUK.SALOON mit hoch­ka­rä­tiger Besetzung

Stadtrat Markus Frank, Dezer­nent f. Wirt­schaft, Sport, Sicher­heit u. Feuer­wehr, Stadt Frank­furt am Main | Rainer Gehrisch, CEO G+K Film­pro­duk­tions AG | Dr. Chris­toph Holz­bach, Rechts­an­walt, Partner, FPS Rechts­an­wälte & Notare | Stephan Koziol, Inhaber Koziol »ideas for friends GmbH und Initiator der Glücks­fa­brik | Julia Neigel, Sängerin | Alex­ander Skipis, Haupt­ge­schäfts­führer, Börsen­verein des Deut­schen Buch­han­dels e.V. disku­tierten zum Thema: Klauen verboten? Über den Wert geis­tigen Eigen­tums und krea­tive Stra­te­gien gegen die „Umsonst­kultur“

Frank­furt am Main, 14. Dezember 2012 – Gren­zen­lose Frei­heit im Netz oder recht­liche und finan­zi­elle Daumen­schrauben für jeden Down­load? Zwischen diesen beiden Leit­planken bewegen sich Konzepte und Geset­zes­vor­haben, die das Leben im Netz für Krea­tive wirt­schaft­lich beherrsch­barer machen sollen. Wie der Königsweg aussehen könnte, darüber waren sich im Detail auch die Podi­ums­gäste des ersten CLUK.SALOONs nicht einig.

Die Veran­stal­tungs­reihe des Clus­ters der Krea­tiv­wirt­schaft in Hessen e.V. (CLUK) will im regel­mä­ßigen Turnus aktu­elle Themen aus den insge­samt elf krea­tiven Bran­chen aufgreifen und mit kompe­tenten Gesprächs­part­nern erör­tern. Rund 100 Gäste konnten sich am 3. Dezember im „Haus des Buches“ ein Bild davon machen, was die Entwick­lung des Inter­nets für Krea­tive bedeutet.

Haus­herr Alex­ander Skipis, Geschäfts­führer des Börsen­ver­eins des deut­schen Buch­han­dels, zeigte auf, dass die ille­gale Verbrei­tung urhe­ber­recht­lich geschützter Inhalte im Internet nicht nur das Über­leben vieler Verlage sondern damit das kultu­relle und Bildungs­an­gebot in Deutsch­land gefährde. Beson­ders auffällig sei dies bei Fach­ver­lagen, deren Neuerschei­nungen ganz oder teil­weise im Netz illegal verfügbar seien und der Kauf ihrer Bücher zurück­gehe. „Hier ist auch die Bundes­re­gie­rung aufge­for­dert, Bedin­gungen zu schaffen, die die Kultur- und Bildungs­güter im Netz ange­messen schützen. Wenn es nicht zu einem Bewusst­seins­wandel kommt, verschleu­dern wir unser Wissen und unsere kultu­relle Iden­tität“, so Skipis.

Vor einem ähnli­chen Problem stehen Musiker und Musik­ver­leger: „Es ist ein Armuts­zeugnis, dass es die Politik bis heute nicht geschafft hat, die Haftungs­frage der Inter­net­pro­vider zu regeln“. Sängerin Julia Neigel („Schatten an der Wand“), die sich auch in Verbands­gre­mien für die Anliegen der Krea­tiven stark macht, drängt die poli­ti­schen Entschei­dungs­träger zu klaren und wirk­samen Rege­lungen. Bislang, so Neigel, gebe es seit dem aus ihrer Sicht äußerst schwammig formu­lierten Tele­me­di­en­ge­setz keine recht­liche Hand­habe gegen Bereit­steller von urhe­ber­recht­lich geschützten Inhalten. Einwand kam an dieser Stelle vom einzigen Juristen auf dem Podium: Die Geset­zes­lage sei durchaus ausrei­chend, man müsse nur entschie­dener gegen Rech­te­ver­letzer vorgehen, so Chris­toph Holz­bach, Geschäfts­füh­render Partner der Kanzlei FPS.

Dagegen stehen jedoch zum Teil erheb­liche Negativ-Erfah­rungen der Anwe­senden. Wie etwa die von Stephan Koziol, Inhaber der Firma Koziol, der ständig Nach­ah­mungen seiner Produkte im Handel findet und als Beleg die türki­sche 1:1 Kopie seiner im Oden­wald designten Käse­reibe präsen­tierte. Oder Rainer Gehrisch, CEO der G+K Film­pro­duk­tions AG, der nicht schlecht staunte, als er bestimmte Szenen in einem ihm unbe­kannten Unter­neh­mens­film als Ergeb­nisse eigenen filmi­schen Schaf­fens iden­ti­fi­zierte. Ganz banal geklaut also. Trotzdem sind entspre­chende recht­liche Schritte mit nicht uner­heb­li­chen Anfangs­in­ves­ti­tionen und unge­wissem Ausgang verbunden.

Einen Bewusst­seins­wandel hin zu mehr Respekt vor krea­tiven Leis­tungen forderten die Krea­tiven im Tenor der Auftakt­ver­an­stal­tung. Schließ­lich helfe alles Regle­men­tieren und Verfolgen nichts, wenn die allge­mein verbrei­tete Gratis­kultur im Netz weiter Konsens bleibe. Sowohl die Künstler selbst, als auch die Krea­tiv­ver­bände und die Politik sind bereit, Beiträge zu leisten, um das Bewusst­sein auch für den finan­zi­ellen Wert krea­tiver Produkte zu stärken. Markus Frank, Frank­furter Wirt­schafts­de­zer­nent und enga­gierter Förderer der Krea­tiv­wirt­schaft, will jeden­falls die aus seiner Sicht güns­tigen Rahmen­be­din­gungen für krea­tives Schaffen in der Stadt weiter verbes­sern und im Rahmen der städ­ti­schen Möglich­keiten auch den ange­strebten Werte­wandel unterstützen.

Das Fazit der ersten CLUK Veran­stal­tung: Die betei­ligten Verbände haben mit einem Thema von großer Aktua­lität und Dring­lich­keit voll ins Schwarze getroffen und brachten mit dem CLUK.SALOON Krea­tive aus den unter­schied­lichsten Berei­chen zu einem span­nenden Treffen zusammen. Die beiden Vorstands­mit­glieder Claudio Monta­nini und Wolf­gang Weyand führten als Mode­ra­toren durch einen Abend mit viel Erkennt­nis­ge­winn und Möglich­keiten zum Meinungs­aus­tausch. Nun beginnt die Arbeit an den nächsten CLUK Projekten wie dem „Haus der Krea­tiv­wirt­schaft“ oder CLUK​.NET, einer Commu­nity für Krea­tive, die konkrete Unter­stüt­zung für die Zusam­men­ar­beit der Krea­tiven in Hessen und dem Rhein-Main-Gebiet bieten soll.

Bild­ma­te­rial zum Down­load finden Sie unter http://​ftp​.psmw​.de/​C​L​U​K​/​B​i​l​d​e​r​_​C​L​U​K​_​S​A​L​O​O​N​.​zip (23 MB!)